Duftender Hafen

Duftender Hafen

Am Duftenden Hafen stehend und die Boote und Schiffe beobachtend muss ich feststellen, dass da eigentlich nichts duftet. „Hong Kong“ steht für „Duftender Hafen“, hat aber in den letzten 160 Jahren, seit Tai Pan die Hauptinsel betreten und entwickelt hat, etwas von seinem Duft verloren. Noch ist Hong Kong das Finanzzentrum Asiens, das langsam aber sicher von Shanghai verdrängt wird.

Obwohl ich in Singapur wohne, bin ich immer noch etwas Hong Kong Fan. Vor meinem Umzug nach Singapore hatte ich mich für Hong Kong entschieden. Da gibt es etwa zweihundert Inseln (von denen einige sicher nicht grösser sind als ein Stein in Mutters Vorgarten). Die größte Insel ist Lantau, wo mein Traumziel, eine nahezu einsame delphinbeherbergende Bucht mit netten Wohnanlagen vor einem vielleicht 500 Meter hohen Berg liegt, auf dem der größte Buddha Asiens sitzt. Die Verbindung stellt eine Schnellbootfähre dar, die Dich in etwa 20 Minuten in das ehemalige Zentrum Asiens katapultiert. Touristen gibt es nicht. Nur wenige Geschäfte und fast keine privaten Autos. Toll. Allerdings hat sich Singapur für mich eben noch etwas besser dargestellt.

Vor vielen Jahren hatte ich von Leverkusen aus oft für Johnson & Johnson in Hamburg, Bonn, Edinburgh oder Manchester zu tun. Eines Tages bekam ich einen Anruf von J&J in Singapur mit der Frage, ob es denn machbar wäre, einen kleinen Job bei denen einzuschieben. Da ich auf diese Art Frage niemals Nein antworte, saß ich etwa zwei Wochen später im Flieger nach Singapur. Dieser Flug hat dann mein Leben beeinflusst.

Schon unterwegs wurde mir von den ausnehmend hübschen Singapore Airlines Flugbegleiterinnen der Eindruck vermittelt, dass wohl Singapur etwas Besonderes sein muss. Die Damen waren und sind immer freundlich, tun totsicher alles Erdenkliche, damit auch der letzte deutsche Gast Zufriedenheit signalisiert – was sicher nicht so leicht ist. Dazu kommen die kleinen Dinge des Lebens: Nur bei Singapore Arlines kann ich das Essen auslassen und dafür vom Eis zwei oder drei haben! Außerdem haben die einen nahezu unbegrenzten Vorrat an Nüssen. Jedenfalls habe ich die Grenze bisher noch nicht erreicht. Bei Lufthansa ist das anders. Eine der zwölf Flugbeleiter ist eventuell so gut drauf, dass es für ein Lächeln reicht. Die anderen sind verstimmt oder männlich.

Nach der Landung wurde ich nicht enttäuscht. Der Flughafen funktioniert tadellos. Bis zur Ankunft in Singapur hatte ich immer gedacht, Flughäfen müssen hässlich und unfreundlich organisiert sein. Auch hatte ich angenommen, dass das Gepäck aus dem Flieger einer besonderen Behandlung unterzogen werden muss, bis ich es schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit erhalte. Und ich dachte auch, der Job der Einreisebeamten ist es, langsam und griesgrämig vor sich hin zu arbeiten, bis der Feierabend oder der Tod eintritt.

Nicht hier. Hier vergehen von der Landung bis zum Taxi oft weniger als dreißig Minuten. Mein persönlicher Rekord in Singapur liegt bei zwölf Minuten von der Landung bis zum Taxi. Weltklasse. Das Beste ist die Fahrt vom Flughafen zur Stadt. In Hong Kong findet diese Fahrt entweder im Zug oder im Taxi statt. Beide verschwinden in Tunnels und überqueren eine lange Hängebrücke, bis man nach einer halben Stunde in einem kleinen Manhattan steht. Alles naturbelassen: Stein, Häuser und Straße. Störendes Grün gibt es nicht. Das einzige Grün gibt es da im Blumenladen.

In Singapur fährt man aus dem Flughafen heraus und ist sofort auf der Autobahn, die mehr als zehn Kilometer an der Ostküste des Südchinesischen Meeres vorbeiführt. Da sieht man Palmen, Strand und Pazifik mit hunderten Schiffen, eine sehr einladende Strandpromenade mit Rad- und Wanderweg sowie vielen, vielen kleinen Imbissbuden. Auf dem Mittelstreifen der Autobahn stehen mit vielfarbigem, immer blühendem Oleander bepflanzte Pötte – über fünf Kilometer oder so. Diese Anlage hat eine Funktion: im Ernstfall werden die Pötte beiseitegeschoben, so dass in wenigen Minuten eine zusätzliche Landebahn entsteht.

Diese Bepflanzung zieht sich durch. Früher, als ich noch mit Amy gemeinsam in der Firma Mittagessen gehen durfte, saßen wir regelmäßig draußen unter unserem Lieblingsbaum mit einem Brot und einem Getränk in der Hand – mitten in der Stadt. Es ist ein absoluter Traum, in Singapur abzusteigen.

Jetzt bin ich wieder einmal in Hong Kong, das seit mehr als zehn Jahren zu China gehört. Mein Job verteilt sich über eine Woche und hat naturgemäß mit Hong Kongern zu tun. Das ist eigentlich sehr nett. Allerdings sprechen die eine Sprache, die oft nur wenig mit Englisch gemein hat. Irgendwie haben da die Briten zu den Zeiten ihrer Kolonialherrschaft etwas vermasselt. Da muss ich jetzt durch. (Sicher sagen die das gleiche über mich.) Nach ein paar Tagen werden wir uns auch aneinander gewöhnt haben. Kein Problem.

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