Schon in der Stadt ist es eine echte Herausforderung, ein Geschäft zu erledigen. Etwa wie zu Ostern versuchst Du die irgendwo versteckte Toilette zu finden. Der Vergleich mit Ostern hinkt ein bißchen. Während ein vergessenes Ei erst vier Wochen nach Ostern richtig stinkt, riecht man einen verpassten Toilettenbesuch sofort.
Zuerst allerdings ist es Deine Aufgabe, die Toiletten-Hinweisschilder ausfindig zu machen. Die sind gut versteckt. Das ist uns im Luvre passiert, und ähnlich sieht es jetzt im Flughafen aus. Als wir vom Eiffelturm abgestiegen waren, hatten wir das gleiche Problem. Wir wollten mal auf ein Örtchen. Dazu gibt es graue vollelektronische Toilettenhäuschen, die etwa doppelt so groß sind, wie eine Telefonzelle. Leider waren beide Häusschen, die wir ausmachen konnten, nicht funktionstüchtig. An der Außenwand der Häusschen sind viel zu kleine Signallampen angebracht, die “Frei”, “Besetzt” oder “Außer Betrieb“ anzeigen. Leider war keines der Lämpchen in Funktion. Nun kann man nicht einfach in eine Gaststätte auf die Toilette gehen. Also haben wir uns reingesetzt und einen Drink bestellt, um danach das Örtchen zu besuchen. Dabei wurde uns mitgeteilt, dass die Toilette nicht funktioniert. Schade eigentlich.
Am Flughafen kommt dazu, dass in typisch französischer Manier die meisten Schilder anders gemeint sind, als im dummen Rest der Welt. Ein Pfeil nach oben heißt in Singapore “Geh gerade aus!”. In Frankreich zeigt dieser Pfeil nach unten. Normalerweise würde ich dem Pfeil folgend zurück gehen. Ein Pfeil nach rechts unten heißt für mich “Geh eine Etage tiefer auf der rechten Seite!” in Paris heißt das einfach, dass Du nach rechts gehen musst. Wenn Du dann nach vergeblicher Suche aus dem unteren Stockwerk wieder nach oben kommst, merkst Du Deine Dummheit.
Überhaupt scheinen Pariser viel intelligenter zu sein, als ich das bin. Nachdem ich dem Pfeil irgendwie gefolgt bin, ist die Ausschilderung zu Ende. Der normale Pariser weiß offensichtlich dann sofort, wo die Toilette zu suchen ist. Ich weiß es nicht. Dann frage ich eine junge Dame an einem Buffetstand nach dem Örtchen – natürlich in Englisch. Sie antwortet mit einem Doofe-Frage-Du-Knalltüte-Blick in französisch und weißt mir den Weg. Inzwischen hat sich meine Toilettensituation von Gehn-wir-zur-Sicherheit-nochmal zu Kurz-vor-der-Kernschmelze verändert. An der Toilette angekommen bietet sich mein Lieblingsbild: ein Schrubber versperrt, schräg in den Eingang der Herrentoilette gestellt, den Zugang zu dieser, während die Frau, die wie eine Toilettenfrau aussieht, mit einer Kollegin in einem angeregten Plausch sicher etwas so Wichtiges wie das Liebesleben der Maikäfer bei senkrechter Sonneneinstrahlung behandelt. Ich hasse diese Situation. Wahrscheinlich kann die Frau entweder meinen Hass an den hängenden Mundwinkeln oder meinen Überdruck an den hervorgequollenen Augen ablesen. Sie beschreibt mir den Weg zur nächsten Toilette – in französisch.
Ein anderer Herr kommt vorbei, fragt dann etwas in französisch und … verschwindet in der Damentoilette. Nachdem ich ihr freundlich aber mit Nachdruck erklärt habe, dass in Malaysia große Waldbestände der Palmenölwirtschaft zum Opfer fallen – sie versteht ja eh kein Wort – lässt sie mich in die Damentoilette gehen. Die am Spiegel stehenden Damen lächeln mich sichtlich irritiert an. Nach meinem Geschäft verlasse ich die ungewohnte Umgebung schleunigst, ohne meine Haare zu machen oder den Lippenstift nachzubessern.
Hey, ich musste sehr schmunzeln, als ich deinen Bericht gelesen habe. Ich war anfang des Jahres in Paris und habe eine ähnliche Quälerei durchgemacht. Es ist ja nicht so, dass man groß wählerisch wäre. Man würde sogar dafür bezahlen, aber keiner will einem auch nur irgendwie weiter helfen. Und wie du schon schreibst, wenn man endlich am Ziel ist, sind sie kaputt. Hätte ich irgendwie mehr erwartet von einer Weltstadt wie Paris. Aber vielleicht zählen Toiletten noch nicht genug in den Tourismus-Bereich rein :-).
Grüße, Kathrin