Zurück im Land des Dr M

Zurück im Land des Dr M

Malaysia besteht aus ehemaligen britischen Kolonien … aus einer Zeit, als Großbritannien noch „groß“ war. Im Jahr 1963 erklärten die früheren Kolonien Malaya, Sabah, Sarawak (die beiden letzteren auf Borneo) und Singapur die Republik Malaysia. An das Wort Malaya wurde Sia angehängt, um Singapur zu repräsentieren. Im Jahr 1965 wurde nach gewaltigen Rassenunruhen mit den Malaien das mehrheitlich chinesische Singapur aus Malaysia ausgeschlossen. Der Name Malaysia blieb bestehen.

Damals wurde in Malaysia und in Singapur die gleiche Währung verwendet. Heute kauft ein Singapur-Dollar mehr als drei malaysische Ringgit. So gesehen ist Malaysia der große, arme Bruder von Singapur.

Malaysia ist etwas kleiner als Deutschland und hat etwa 35 Mio Einwohner. Hier gibt es noch Tiger, Menschenaffen, und viele auf dem Rest der Welt ausgestorbene Arten. Wie überall in Südostasien sind hier große Reptilien beheimatet. Python und Kobra gehören zur Normalität. Fast jeden Tag erscheint dazu ein Bericht in den Medien wie zum Beispiel über eine Python unter der Motorhaube oder eine Kobra in der Küche.

Bis Anfang der achtziger Jahre war Malaysia das Land der Bauern, die uns mit Kokosraspeln, Bananen und Ananas versorgt haben. Da diese heute oft aus Holland kommen, hat sich Malaysia umstellen müssen. Mit dem Premierminister Dr. Mahathir Mohamad, heute liebevoll Dr M genannt, begann nach 1981 eine rasante Entwicklung. Eins der Wahrzeichen für diese Entwicklung sind die 450 Meter hohen Petronas Zwillingstürme, die wegen des wackligen Untergrunds auf einem mehr als 60 Meter tiefen Fundament gebaut wurden und für ein paar Jahre das höchste Gebäude der Welt bildeten. Auch ist Malaysia eines der wenigen Länder, die selbst Autos entwickeln und bauen. Natürlich tragen Öl und Gas zum Reichtum bei.

Dr M hatte Malaysia nach oben katapultiert, bis er im Jahr 2003 nach 22 Jahren und im Alter von 78 sein Amt abgegeben hatte. Seine zwei Nachfolger führten sein Land nicht so, wie er es gerne gesehen hätte. Das malaysische Volk sah das wohl ähnlich. So stellte sich Dr M in 2018 erneut zur Wahl und gewann – im Alter von 92 Jahren!!!

Jetzt bereitet Dr M seinen Nachfolger vor. Seit seiner Wiederwahl vor knapp zwei Jahren hat er einiges bewegt – mit 92 Jahren!!! Und in seinen Reden ist er noch genauso klar und spitz wie früher. (Ich denke nicht, dass ich mit 92 Jahren noch irgendetwas bewegen werde. Mit unverschämt viel Glück vielleicht einen Strohhalm?)

Hier haben Sean Connery and Catherine Zeta-Jones einen Film gedreht.

In der vergangenen Woche waren wir für unsere größte Versicherung in Kuala Lumpur (schlammiger Zusammenfluss), wo Great Eastern einige Tochterunternehmen hat. In vier Tagen durften wir mit dem kompletten Leitungsteam arbeiten. Dieser Job war ein absoluter Knaller. Soviel Spaß bei der Arbeit hatten wir lange nicht. Zum großen Teil liegt das wohl an der Zusammensetzung des Teams. Wir hatten meist Malaien, ein paar Chinesen und ein paar Inder. Malaien sind von Natur aus viel offener, freundlicher und humorvoller als alle anderen. Daraus ergibt sich auch ein religiöser Mix. Die meisten Teilnehmer waren Moslems, dazu ein paar Buddhisten und vielleicht Hinduisten.

Einen Vorgeschmack auf die unterschiedliche Begeisterungsfähigkeit habe ich schon mehrfach auf Hochzeiten bekommen. Gegen moslemische und indische Hochzeiten sind chinesische und auch unsere eher Trauerveranstaltungen.

Zu Beginn eines jeden Tages stand das Gebet, das der Ustad, der religiöse Führer der Moslems leitete. Das Gebet erfolgte auf Arabisch. Auf meine spätere Frage bekam ich zur Antwort, dass es im Gebet um den Erfolg unserer Veranstaltung ging. Die Nichtmoslems – wie wir auch – beteten natürlich nicht. Das ist ok. Die Moslems verschwanden in der Mittagspause nach dem Essen für ein paar Minuten zu einem weiteren Gebet. Das kenne ich schon und ist ein ganz normaler Ablauf.

Unser Kunde ist der moslemische Arm einer großen Versicherung. Damit unterliegt die Versicherung der Scharia, der moslemischen Gesetzgebung. Die Scharia hat ein paar interessante Gesetze. So darf aus Geld kein Profit gemacht werden, das heißt, es gibt keine Zinsen. Wetten und Glücksspiele sind verboten und damit auch Derivate. Spekulationen sind verboten. Mit Geld dürfen keine unethischen Geschäfte wie Waffen-, Drogen-, Tabak- oder Alkoholhandel sowie Prostitution betrieben werden. All das kommt mir sehr vernünftig vor. Wenn ich mich am Riemen reiße, komme auch ich ohne all das aus.

Neben dem Spaß hatten wir auch ordentlich Arbeit. Zu Beginn der Veranstaltung am Montagmorgen gab es einen Schwatz mit einem jungen Mann, der sich später als Direktor für MySalam herausgestellt hat. Auf meine Frage nach MySalam erklärte er mir, dass es in Malaysia etwa 4 Millionen Menschen gibt, die weniger als das Existenzminimum verdienen (etwa 890 Euro). Kurz nach seiner Wiederwahl hat Dr M umgesetzt, was er versprochen hatte. Er hat MySalam ins Leben gerufen, das diesen Menschen eine kostenlose Gesundheitsfürsorge ermöglicht. Unser Kunde wickelt die Bezahlung und die Unterstützung durch die Regierung ab. Und wir helfen, die Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen. Wieder mal eine Tätigkeit mit einem guten Zweck. Klasse.

In ganz Kuala Lumpur wird man auf die Gegenwart von Dr M hingewiesen. Auch unser Taxifahrer zeigte sich echt stolz auf seinen 94-jährigen Premier.

Für alle Reiselustigen: Malaysia ist immer eine Reise wert.

Im Land der Hakka

Zu Besuch bei den Hakka

Als die Hakka in der gebirgigen südwestlichen Provinz Fujian in China siedelten, entwickelten sie einzigartige architektonische Gebäude, die Tulou (土樓) genannt werden, was wörtlich übersetzt Lehmbauten bedeutet.

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Deutschland, wohin geht die Reise?

Nach 20 Jahren in Singapur ist es sehr leicht, eine immer wiederkehrende Frage zu beantworten.
“Gehst Du irgendwann zurück nach Deutschland?” werde ich oft gefragt.

Ohne lange zu überlegen antworte ich etwa “Mir gefällt es hier ziemlich gut. Typisch deutsche Unzulänglichkeiten gibt es hier kaum.”

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Essen in Singapur

Nein, Essen liegt nicht in Singapur. Das war bei unserem letzten Deutschlandtrip noch immer in NRW.

Es geht um Speisen. Beim Beobachten von Singapur-Touristen kann ich immer wieder erheitert feststellen, wie sie krampfhaft versuchen, ihren täglichen Essgewohnheiten nachzugehen.

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PISA-Ergebnisse – keine Überraschung

Nachdem ich mich vor vielen Jahren schon einmal mit PISA beschäftigt hatte, wurde ich vor ein paar Tagen wieder damit konfrontiert. Dabei musste und muss ich feststellen, dass es einen…

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Wir hatten China seit mehreren Jahren nicht besucht und konnten uns daher bei unserem Besuch in Fujian im Juli 2023 sehr leicht ein Bild von den Veränderungen machen. Die Infrastruktur…

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