Von Zeit zu Zeit verbringe ich einmal monatlich ein paar Tage in Jakarta für eine kleine Firma, die Chemikalien für die Industrie herstellt. So zum Beispiel helfen deren Chemikalien den Erdölfirmen, Wasser aus dem Rohöl zu trennen (Als das Erdöl in die Erde gefüllt wurde, hat irgendein Blödmann gepennt und Wasser mit rein gemischt.) Von diesen petrolchemischen Unternehmen gibt es ziemlich viele, da Indonesien reich mit dem schwarzen Gold gesegnet ist.
Immer mal wieder hat meine kleinen Kundenfirma sehr spezielle Anfragen wie: Könnt Ihr uns etwas zusammen mischen, das wir auf unsere Anlagen streichen können, um damit die Schlangen fern zu halten? In ländlichen Gegenden sterben immer mal wieder Arbeiter auf dem Ölfeld nach Missverständnissen mit Schlangen.
Bei einem Aufenthalt vor ein paar Jahren wurde heftig nach einer Lösung für ein anderes Problem gesucht: Jeden Monat gibt es mindestens einen Unfall. Meist mehr. Auf meine Frage, was denn das für Unfälle wären, war die Antwort: meist Verkehrsunfälle. Wieso? Weil die Außendienstler nicht fahren können? Warum das, haben die keinen Führerschein? Ja schon, aber sie saßen noch nie in einem Auto. Offensichtlich kann man in Indonesien den Führerschein kaufen – wie eigentlich alles. (Ich hoffe, das ist beim Pilotenschein geringfügig anders!) Nun wird in der Firma eine Fahrschule eingeführt, die auch wirklich das Fahren trainiert. Klasse.
Einmal hatten wir unseren Aufenthalt für die Firma mit einer anderen Veranstaltung verbunden. Zusammen mit WUSKI (World University Service Committee) durften wir ein Seminar zum Thema „Abstimmen von Arbeitskräfteplanung und Geschäftsstrategie“ durchführen. Bei der Vorbereitung hatte ich mir die Liste der Teilnehmer angesehen. Da ich nicht jeden der etwa 230 Millionen Einwohner persönlich kenne, war ich da nur drüber geflogen. Bei einem Namen hatte ich gestutzt: Habibie. Wie jedes kleine Kind in Deutschland weiß, ist das der Name des dritten Präsidenten von Indonesien Ende der Neunziger. So dachte ich mir, da kann ich gut einen Spaß mit dem Herrn Habibie im Seminar machen und mich bei ihm nach seinem Vater erkundigen. Normalerweise haben die Leute damit überhaupt kein Problem.
Am Morgen der Veranstaltung hatte ich unsere Freunde von WUSKI nach dem Herrn Habibie gefragt. Zu unserer totalen Überraschung meinten die grinsend, ich solle meine Späße besser nicht machen, weil das tatsächlich der Sohn des ex-Präsidenten sei. Uuups.
Dann kam der Herr Habibie nach ein paar Minuten und wir begrüßten uns. Nach sehr kurzer Zeit meinte er, wir könnten auch Deutsch reden. Dann hat er mir in sehr schönem Deutsch erklärt, dass er in Deutschland geboren wurde, als sein Vater in Aachen an der RWTH studierte. Danach ist er 31 Jahre in Deutschland aufgewachsen und erst nach Indonesien umgezogen, als sein Vater in der oberen Politik war. Jetzt kommt er gerade aus München, da sein Vater, der Ex-Präsident, dort in einer Klinik liegt.
Ilham Akbar Habibie ist ein sehr netter Mensch, der besser Deutsch spricht, als ich das kann. Außerdem Englisch, Indonesisch, Französisch…
Außerdem muss ich noch mitteilen, dass in Indonesien mehr Menschen Deutsch sprechen, als Englisch. Fast die Hälfte unserer Teilnehmer hat mich gestern Deutsch angesprochen. Offensichtlich haben sehr viele Indonesier irgendein deutsches Unterstützungsprogramm des DAAD genutzt, um bei uns zu studieren. Das ist sehr nett zu sehen. Und, wie eigentlich überall in Asien: als Deutscher hast Du ein seeeehr gutes Ansehen.
Nur mal so.
Hallo UK,
Sicher weisst Du, dass Habibis Mutter vor ein paar Wochen in einem Muenchener Krankenhaus gestorben ist. Haben die Habibis eigentlich noch in der Politik zu tun?
Elke
Danke Dir, Elke. Das weiss ich. Das war ein paar Tage, nachdem wir Habibis Sohn in Jakarta getroffen hatten. Ich denke, in der Politik haben die sich nie so richtig wohlgefuehlt, da sie offensichtlich gegen das rein Indonesische Establishment nicht so richtig gewappnet waren. Allerdings ist der Name jetzt fuer Business sehr gut. Habibi-Sohn profitiert sicher davon.
Uwe