Zu Besuch bei den Hakka

Im Land der Hakka
Im Land der Hakka

Die Hakka („Gast-Familie“) sind eine der acht han-chinesischen Volksgruppen. Sie haben eine eigene Form der chinesischen SpracheHakka, die sich in mehrere Unterdialekte aufteilt, und weisen bestimmte kulturelle Besonderheiten auf (Wikipedia).

Die Hakka leben heute außer in China auch in anderen Ländern Asiens und in Übersee. Sie haben sich in mehreren Migrationsbewegungen in Südchina und von dort aus weiter in Taiwan, Südostasien, Nord- und Mittelamerika sowie in Australien ausgebreitet. Auch in Singapur gibt es mehr als 200 Tausend Nachfahren von Hakka.

Hakka-Trachten im Süden Chinas (Quelle)

Als die Hakka in der gebirgigen südwestlichen Provinz Fujian in China siedelten, entwickelten sie einzigartige architektonische Gebäude, die Tulou (土樓) genannt werden, was wörtlich übersetzt Lehmbauten bedeutet.

Die Hakka errichteten diese einzigartigen Häuser, um sich vor Angriffen von Banditen und Plünderern zu schützen.

Die Lehmbauten der Hakka, die Tulou

Tulou sind entweder rund, oval oder quadratisch und wurden als große Festung und Wohngebäude in einem konzipiert.

Tulou sind riesig und beherbergen mehrere Familien.

Da viele Singapurer – der Gründer von Singapur war einer von ihnen – Hakka-Wurzeln haben, machten wir uns auf den Weg, um die ganz besonderen Tulou-Gebäude in der Nähe von Putian zu erkunden.

Es ist praktisch unmöglich, das Tulou zu erklimmen.

Die Tianluokeng-Tulou-Anlage mit ihren vier Rotunden und einem quadratischen Tulou in der Mitte steht in der alten chinesischen Philosophie für die fünf Elemente Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde.

Im Film Mulan sind die Tulou sehr schön zu sehen.

Das Tulou gleicht einer Festung.

Der Tulou ist eine Festung

Der Tulou gleicht einer Festung, die zu hoch ist, um sie zu erklimmen (12 bis 20 m mit 3 bis 5 Ebenen), und die sich leicht verschließen lässt. Die Wände sind in der Regel 1 m dick.

Daher sind sie ein Traum für Väter von Töchtern im Teenageralter. Der Zopf einer chinesischen Rapunzel ist dafür zu kurz.

Zur Sicherheit ist die Mauer etwa einen Meter dick. Jedes Tulou hat nur einen Eingang.

Die Hakka waren ursprünglich Einwanderer aus Nordchina, die sich in den südlichen Provinzen niederließen. Hakka heißt soviel wie „Gäste“ und weist auf den nomadenhaften Ursprung der Hakka hin.

Ab dem 17. Jahrhundert gerieten sie aufgrund des Bevölkerungsdrucks immer mehr in Konflikt mit ihren Nachbarn.

Als die Rivalität um Ressourcen in einen bewaffneten Krieg umschlug, begannen die Hakka mit dem Bau von Gemeinschaftshäusern, die leicht zu verteidigen waren.

Im Tulou wird gewohnt, produziert und gehandelt. Wasser vom Berg wird im Brunnen hinter dem Touristen gesammelt.

Im Tulou wird gewohnt, gearbeitet und gehandelt

Diese Tulou waren im Inneren in viele Zimmer für die Lagerung von Lebensmitteln, Wohnräume, den Ahnentempel, die Waffenkammer usw. unterteilt.

Ein Tulou-Bewohner beim Herstellen von Erdnuss-Süßigkeiten zum Verkauf. Probiert. Schmeckt ok.

Bei näherer Betrachtung ist ein Tulou wirklich riesig und bietet mehr als 20 Familien ein Zuhause. Eines der Tulou, die wir besuchten, beherbergt 23 Familien mit mehr als hundert Personen. Alle unter einem Dach.

Familien wohnen auch heute noch im Tulou, allerdings mit allem ausgestattet.

Natürlich müssen die Einwohner von Tulou heute ein Gleichgewicht zwischen „normalem Leben“ und Touristenattraktion finden.

Wenn Du in eine Tulou-Familie einheiratest, musst Du nicht nur Deinen Ehepartner, sondern auch Schwiegereltern und deren Familien und deren Schwiegereltern und deren Schweine, Hunde und Katzen ertragen können.

Dieses Tulou hat fünf Stockwerke.

Ein Tulou hat 3 bis 5 Stockwerke. Die erste Etage beherbergt einen Brunnen und das Vieh, die zweite dient zur Lagerung von Lebensmitteln und die dritte und höhere Etagen sind Wohnräumen vorbehalten.

Im Tulou kann jeder auch seinen religiösen Gewohnheiten nachgehen.

Die Tulou liegen in einen Berg gebettet wie Schwalbennester und sind von Reisfeldern und Plantagen umgeben.

Die aus Lehm, Holz und Stroh gebauten Tulou sind leicht aus der Ferne zu erkennen.

Der Bahnhof von Nanjing gleicht einem Tulou

Auf unserer Rückreise mit dem Zug fiel uns auf, dass der Bahnhof von Nanjing, einem Dorf nahe der Tulou, eine runde Form hat. Er wurde einem Tulou nachempfunden.

Der schicke Bahnhof von Nanjing ähnelt einem Tulou.

Der Bahnhof wirkt ansprechend und sieht auch von außen einem Tulou sehr ähnlich.

Auch von außen sehr ähnlich einem Tulou.

Obwohl dieses Nanjing (南靖) wesentlich kleiner ist, als die Großstadt Nanjing (南京) nicht weit entfernt von Shanghai, hat sie doch einen ansprechenden Bahnhof. Auch dieser kleine Bahnhof funktioniert vollautomatisch.

Im Land der Hakka
Der Bahnhof dieses Dorfes funktioniert vollautomatisch.

Zum Vergleich: Die Großstadt Nanjing (南京) hat knapp zehn Millionen Einwohner, ist Hauptstadt der Provinz Jiangsu und ist am Delta des mächtigen Flusses Jangtsekiang gelegen. Der Name 南京 heißt übersetzt „Südliche Hauptstadt“ und deutet darauf hin, dass dieses Nanjing für viele Dynastien bis 1949 als Hauptstadt Chinas gedient hatte.

Sehr gerne habe ich viele Wochen in Nanjing und Umgebung für unseren Kunden Bosch-Siemens-Haushaltgeräte zugebracht.

Dagegen bezeichnet Nanjing (南靖) einen Kreis in der chinesischen Provinz Fujian. Er hat eine Fläche von 1956 km² und zählt 305.259 Einwohner. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat etwas mehr als 100.000 Einwohner auf einer Fläche von etwa 1000 km².

Auf dem Bahnsteig in Nanjing.

Vom Zug zu den Tulou wurden wir von einem Privattaxi transportiert. Der Fahrer hatte sich direkt vor dem Bahnhof angeboten. Er wollte uns den ganzen Tag kutschieren – für einen erträglichen Preis. Sehr angenehm.

Auch unser Privattaxi hatte einen QR-Code für die Bezahlung. Geld möchte kaum jemand.

1 Comment

  1. Susanne

    Guten Morgen Uwe,
    habe wieder mit Interesse deine Mails gelesen. Sie sind, wie immer ein Blick über den Tellerrand.
    Bedauerlich eure „Urlaubserlebnisse“ in DTL. Man darf gespannt sein, wie und ob überhaupt der freie Fall aufzuhalten ist…bei diesem Fachkräftemangel..

    Seid beide herzlich gegrüßt
    Susi

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