In Singapur haben heute nach einer Woche Ferien die Schulen wieder geöffnet. Die Straßen sind heute Morgen voll. Unsere Uni hat uns für diese Woche und die nächste zum Job gebeten.
Das gibt doch Hoffnung, oder?
Wir haben eben mit der Uni vereinbart, dass wir Handdesinfektionsmittel bereitstellen werden und von Zeit zu Zeit den Teilnehmern anbieten werden, ihre Hände zu reinigen. Meines Erachtens ist das nicht lebenswichtig, da alle aus Singapur kommen und alle die letzten Wochen garantiert nicht gereist sind. Aber es wird einigen Teilnehmern an der Uni ein besseres Gefühl geben – und das zählt manchmal mehr als alle Fakten.
Überhaupt ist es an der Zeit, die Grundregeln des Miteinanders wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen. Da ist nichts tatsächlich neu. Es ist aber wichtig, guten Manieren, etwas Disziplin und persönlicher Hygiene wieder einen höheren Stellenwert zu geben – auch ohne die Fächer als Schulnoten unten auf Seite eins jedes Zeugnisses zu haben.
Und es kommen viele der gutgemeinten Ermahnungen hoch, die ich als Kind von meiner Mutti bekommen hatte. Heute kommen die von Frau Merkel, also immer noch von „Mutti“.
„Wasch deine Hände“ war ein Bestseller. Heute weiß ich, dass mein Händewaschen eigentlich alle Viren schadlos überlebt hätten.
„Hast du ein Taschentuch dabei?“ war eine Standardfrage, bevor mich meine Mutti auf den Schulweg geschickt hat. Heute sind die Dinger aus Papier und offensichtlich wieder wichtig, da sie ausverkauft sind. Viren reinnießen und wegwerfen. So einfach ist das.
„Halt deine Hand vor den Mund“, habe ich etwa siebentausendmal nach dem Husten hören müssen. Das klappt in Deutschland ganz gut. Hier bisher eher nicht. Das ändert sich gerade. Toll.
„Fass nicht alles an!“ ist auch noch im Gedächtnis als eine Ermahnung durch meinen Vati. Damals habe ich mich immer gewundert, wieso ich denn nicht alles anfassen solle. Jetzt ist das sonnenklar. Viren haben offensichtlich eine Vorliebe für metallene Oberflächen, besonders kupferne. Dort bleiben sie für mehrere Stunden sitzen und genießen das Virenleben, bis der nächste den Türdrücker, die Haltestange, das Treppengeländer, die Mülltonne usw. anfasst. Dann nutzen sie die Chance, auf eine Hand zu wechseln. Aus Virensicht stellt sich der Erfolg erst ein, wenn die Hand zum Augenreiben oder Popeln benutzt oder falls eine andere Hand geschüttelt wird. Falls ein Händewaschen ohne Seife dazwischen kommt, werden die Viren frisch geduscht. Die Seife scheint den Unterschied zu machen. Viren mögen offensichtlich Seife nicht.
Grippe gab es schon immer, und wir hätten vielleicht die eine oder andere Welle übersprungen, wenn wir auf Mutti gehört hätten.
Da gibt es noch viele derartige Ratschläge, an die wir uns erinnern sollten. Die waren damals richtig und die sind es heute auch noch.
Also bitte hört auf Mutti. Sie meint es doch nur gut!