Singapur für Anfänger

Singapur für Anfänger

Mein erster Aufenthalt in Singapur im Sommer 2002 ist ein Job bei Johnson & Johnson. Nachdem meine Arbeit erledigt ist, spiele ich wie immer etwas Tourist. Interessanterweise kann ich mit der Straßenkarte nicht so toll viel anfangen. Immer wenn ich eine Weile nach Karte gelaufen bin, stelle ich fest, dass ich nicht da angekommen bin, wo ich eigentlich sein wollte und laut Karte sein sollte. Das Schlimmste ist, dass ich den ‚Sie sind hier‘-Hinweis auf der Karte vermisse. Scheiß-Karte, denke ich.   

Auf meine Frage nach dem Weg bekomme ich in der Regel die Antwort “I am not too sure”, was so etwa heißt ‚Ich bin mir nicht ganz sicher.‘ Dabei denke ich für mich ‚dann sag mir doch wenigstens, was Du weißt‘. Das macht aber keiner. Viel später lerne ich die wirkliche Bedeutung kennen. Es meint so viel wie ‚Ich habe absolut keine Idee, kenne niemanden der eine hat und habe auch kein Interesse, Dir zu helfen.‘

Zusätzlich stelle ich fest, dass meine Zweifel an meiner Straßenkarte unberechtigt sind. Die Karte ist 1A und zeigt fast jeden Baum. Allerdings spiele ich Dummer-Deutscher beim Orientieren der Karte nach der Sonne. In Singapur scheint die Sonne Mitte des Jahres im Norden, ich richte meine Karte aber immer auf die Sonne im Süden. … Naja, das nennt man Lernphase.

Beim ersten Mal in Singapore sehe ich ein Hinweisschild auf eine Beach Road, eine Strandstraße. Da ich den Pazifik nun endlich mal sehen will, mache ich mich auf den Weg zur Strandstraße. An der Strandstraße angekommen, sehe ich keinen Strand, keinen Pazifik und nicht einmal einen Bach. Als ich meine Karte bemühe, erkenne ich, dass die Strandstraße so viel mit Strand zu tun hat, wie der Potsdamer Platz mit Potsdam. Die Erklärung ist leicht: Singapur wird durch Landrückgewinnung ständig erweitert. Die Strandstraße war schon einmal am Strand, jetzt ist sie Kilometer vom Strand entfernt. Ich denke: ‚Wenn die so weiter machen mit der Landgewinnung, kann ich in einigen Jahren nach Australien laufen.‘

Bevor ich nach Singapore kam, hatten mich Leute schon gewarnt: “Die sprechen da anders. Das verstehst Du am Anfang nicht.” ich dachte so für mich ‘Naja, ein bisschen Englisch kann ich ja auch’. Allerdings war ich mir nicht bewusst, dass das Singapur-Englisch, das Singlisch, so anders ist, als das Englische.

Eine Eigenart der Sprache ist das Verleugnen von Zeitformen. Der Singapurer spricht immer in der Gegenwart. Um zu sagen, dass das Ganze schon stattgefunden hat, beginnt er den Satz entweder mit „last time“, was heißt „beim letzten Mal“ oder mit „just now“, was heißt „gerade eben“. Mit „gerade eben“ ist alles gemeint, was bis zu einer Stunde und 27 Minuten in der Vergangenheit liegt. Der Rest wird mit „das letzte Mal“ bezeichnet. Das ist sehr, sehr flexibel und umschließt einen Zeitraum von der Entstehung der Erde bis gerade eben.

Noch sehr jung in Singapur – die Zeit war gekennzeichnet durch lange Haare, Perle im Ohr und wildes Leben! – holt mich mein Wohnungsagent zur Haussuche ab. Er meint am Telefon „You can follow my car (du kannst meinem Wagen folgen)!“ Etwas irritiert warte ich auf ihn, sicherheitshalber in kurze Hosen gekleidet, da ich beim Folgen des Wagens ins Schwitzen zu kommen gedenke. Es stellt sich aber dann heraus, dass das einfach heißt „Ich nehme Dich mit!“ Es gibt in Singapur keinen, der einem Auto hinterherrennt.

„Can you help me preparing the room? (kannst Du mir helfen, den Raum vorzubereiten?)“ fragt mich ein Kollege, als wir die Veranstaltung für einen Kunden planen. Natürlich sage ich zu. Am nächsten Morgen stehe ich alleine da und bringe den Raum auf Vordermann. Später lerne ich dann, dass die Frage „Kannst Du mir helfen…?“ so in etwa bedeutet ‚Kannst Du das bitte für mich machen? Ich gedenke nicht, daran teilzunehmen.‘ Seitdem bin ich etwas zurückhaltend, wenn mich jemand fragt, ob ich ihm helfen könne.

All diese Sprachverirrungen haben ihre Ursache im Chinesischen, wo in etwa so gesprochen wird. Chinesisch hat keine Zeitformen, ist in einigen Zusammenhängen etwas unscharf und sollte nicht 1:1 übersetzt werden. Falls es doch gemacht wird, kommt Singlisch dabei heraus.

Mehrmals im Jahr bringt sich der typische Singapurer absichtlich in schlechte Stimmung, nimmt grimmig dreinschauend das Telefon ab, schimpft entrüstet etwas in den Hörer und legt ihn dann wieder auf, um mit freundlicher Miene seinem normalen Geschäft nachzugehen. Nachdem ich das ein paar Mal mit angesehen habe, frage ich nach dem Grund. Die Antwort ist immer gleich: „Meine Bank wollte Gebühren für die Kreditkarte einziehen. Ich habe denen gesagt, dass ich dann zu einer anderen Bank gehe. Die Gebühren sind erlassen worden.“ Vom typischen Singapurer werden Bankgebühren als Frechheit bezeichnet, die er nicht akzeptiert. Die Banken haben sogar eine Option auf dem Telefonsystem, dass dem Anrufer so etwas erleichtert ‚Für Erlassen der Gebühren, drücke bitte die 5.‘ Sicher war ich einer der wenigen Idioten, die bis vor kurzem Bankgebühren gezahlt hatten. Jetzt nicht mehr.

Zeitreise

Ein paarmal im Jahr machen wir uns auf nach Europa. Einerseits natürlich, um unsere Familien zu treffen und die aktuelle Anzahl der Enkel zu überprüfen. Im Moment sind es sechs, im September werden es mit Zwillingen dann acht sein. Andererseits hat sich Frau Tan ein Studium an der Uni Twente in Holland an die Backe geheftet. Also fliegen wir entweder nach Holland oder nach Deutschland und fahren dann den Rest des Weges.

Duftender Hafen

Am Duftenden Hafen stehend und die Boote und Schiffe beobachtend muss ich feststellen, dass da eigentlich nichts duftet. „Hong Kong“ steht für „Duftender Hafen“, hat aber in den letzten 160…

Tiger in Singapore

In Singapore gab es auch Tiger in der Wildnis. Sie wurden meist in der Gegend um Bukit Timah, Choa Chu Kang und Pulau Ubin gesichtet. Als weite Teile des Dschungels…

Das Leben geht weiter…

In Singapur haben heute nach einer Woche Ferien die Schulen wieder geöffnet. Die Straßen sind heute Morgen voll. Unsere Uni hat uns für diese Woche und die nächste zum Job gebeten.

Das gibt doch Hoffnung, oder?

Zu Besuch in Paris

Schon in der Stadt ist es eine echte Herausforderung, ein Geschäft zu erledigen. Etwa wie zu Ostern versuchst Du die irgendwo versteckte Toilette zu finden. Der Vergleich mit Ostern hinkt ein bißchen. Während ein vergessenes Ei erst vier Wochen nach Ostern richtig stinkt, riecht man einen verpassten Toilettenbesuch sofort.

Singapur für Anfänger

Mein erster Aufenthalt in Singapur im Sommer 2002 ist ein Job bei Johnson & Johnson. Nachdem meine Arbeit erledigt ist, spiele ich wie immer etwas Tourist. Interessanterweise kann ich mit der Straßenkarte nicht so toll viel anfangen. Immer wenn ich eine Weile nach Karte gelaufen bin, stelle ich fest, dass ich nicht da angekommen bin, wo ich eigentlich sein wollte und laut Karte sein sollte.

Auf dem Dach der Welt

Nach der Ankunft in Lhasa am Abend und einer Nacht ohne Schlaf auf etwa 3650 Metern machen wir uns auf zum Potala-Palast. Unser Körper ist aufgrund des Sauerstoffmangels unglaublich schlapp. Die Nacht haben wir mit Knabbereien und viel Wasser bei Kopfschmerz und Übelkeit verbracht.

Visa on Arrival Spezial

Medan liegt im Norden der sechstgrößten Insel dieser Erde, der indonesischen Insel Sumatra, auf der es noch Elefanten, Nashörner, Tiger und Menschenfresser gibt. Bevor Du jedoch die Insel betreten kannst, musst Du durch die Grenzkontrollen. Da Indonesien vor ein paar Jahren eine Art Zutrittsgebühr zum Land eingeführt hat, musst Du an der Flughafengrenze ein Visa on Arrival erwerben.

Kleider machen Leute

Heute stehe ich an der Reling auf der Kowloon Seite in Hong Kong und warte auf das abendliche Schauspiel der Lichter auf der Insel. Es ist nicht so, dass das…

Im Süden Chinas

Wie schon so oft hat uns ein Kunde nach China eingeladen. In diesem Fall wurden wir durch eine Restaurant-Kette aus Singapur nach Fujian im Süden Chinas geflogen, um denen bei…

Marathon in Singapur

Diejenigen unter Euch, die sich – wie mein Bruder – beim halben Ablaufen unserer Ostküste schon einmal einen richtig satten Sonnenbrand geholt haben, können die Länge der Strecke richtig einschätzen. Wenn Dir dann jemand sagt, dass Du nicht die halbe, sondern die volle Strecke zweimal ablaufen musst, magst Du das überhaupt nicht. Wenn Du dieses Vorhaben erst anpackst, nachdem Du in der Stadt schon zehn Kilometer gelaufen bist, frustriert Dich das total.

Ein Tag auf Bali

Auf Bali gibt es mehr Affen, als man vertragen kann. Diese Affen scheinen dressiert zu sein, von den dummen Touristen Kleinigkeiten zu klauen – Brillen werden sehr gerne genommen – so dass der „zufällig vorbeikommende” Ordnungshüter einen guten Grund hat, dem bösen Affen ernsthaft geschäftig hinterher zu laufen und die Brille wieder zu besorgen. Beim Präsentieren der Brille und Abliefern an den Touristen lässt er wie zufällig das Wort Money fallen und beim erstaunt dreinblickenden Touristen lässt er noch zusätzlich „zehntausend” zur Erklärung folgen. Zehntausend Rupia sind etwas weniger wert als ein Euro.

In Putien

Chinesisch für Anfänger

Vor einiger Zeit hatte ich Anlauf genommen, mein Chinesisch aufzubessern. Dazu hatte ich eine Peking-Chinesin in Singapur nach Hause kommen lassen. Mit ihr hatte ich gute Fortschritte erzielt, da sie kein…

Zurück in Jakarta

Von Zeit zu Zeit verbringe ich einmal monatlich ein paar Tage in Jakarta für eine kleine Firma, die Chemikalien für die Erdöl-Industrie herstellt.

Lebenslänglich

Vor kurzem hatte ich einen Tag „Einführung in die Datenanalyse” an einer unserer Universitäten zu bestreiten. Nun war mein Programm nicht gerade leicht zu verdauen. Datenanalyse kommt nun mal nicht ohne Statistik aus.
Demzufolge war ich doch etwas verwundert über die Nachricht von meinen Freunden an der Uni, dass deren Computerraum mit 30 Mac bis zum letzten Platz besetzt sein würde. Toll!?…

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