Kurz nach der Unabhängigkeit von den Briten vereinigten sich Malaya, North Borneo, Sarawak and Singapur zur Föderation Malaysia („si“ steht für Singapur). Als Singapur aus Malaysia im Jahr 1965 quasi über Nacht entlassen wurde, hatte Singapur praktisch nichts, außer ein paar Inseln mit ein paar Plantagen und Fischerdörfern. Keine Industrie, keine Bodenschätze, keine verwertbaren Urwälder, nicht einmal Wasser stand den größtenteils mittellosen Singapurern zur Verfügung.  

Wenn Singapurer über diese Vergangenheit berichten, klingt es oft wie aus ‚Tausend und einer Nacht‘. Meine Traumfrau Amy ist wie jeder ihrer sieben Geschwister inmitten von Haustieren aufgewachsen, oft zusammen mit einem Ferkel eingeschlafen und hatte nach der Schule das Schweinehüten als Hobby. Dann und wann musste sie ihre Ferkel vor den auch heute noch allgegenwärtigen Pythons retten. Taschengeld musste sie sich selber verdienen, zum Beispiel durch das Falten von Papiertüten, für das sie einen halben Cent pro Tüte bekam.

In Scheherazades ‚Tausend und einer Nacht‘ gab es dann irgendwann einen Sultan oder Kalifen, der aus der Patsche half. Oder eine Wunderlampe sorgte für plötzliche Reichtümer. Nicht so in Singapur.

Singapur hatte allerdings das Glück, mit Lee Kuan Yew einen der wenigen wirklich brillanten Staatsmänner zu bekommen. Der Chinese Lee formte von 1965 als damals jüngster Premierminister bis 1990 das heutige Singapur. Er sorgte durch weitsichtige Planung, diplomatisches Geschick und überaus intelligente Führung dafür, dass heute auf unserer kleinen Insel mit der Fläche von weniger als Saalfeld-Rudolstadt ein Bruttosozialprodukt wie etwa zweimal Berlin oder viermal Thüringen erwirtschaftet wird.

Heute exportiert Singapur Wasser und die Technologie zur Wassergewinnung und hat den zweitgrößten Hafen der Welt mit reichlich hunderttausend Schiffsbewegungen im Jahr. Unsere gigantische erdölverarbeitende Industrie spielt sich sauber auf einer unserer Inseln ab. Bei der Trennung von Malaysia in 1965 trennte sich auch die Währung im Verhältnis 1:1. Heute kauft ein Singapur Dollar mehr als drei Malaysische Ringgit.

Auch im Vergleich mit dem Westen sieht Singapur sehr gut aus: Im Jahr 2021 lag das Bruttosozialprodukt pro Kopf in Singapur bei 72.700 Dollar und in Deutschland bei 51.200 Dollar.

Im Gegensatz zu Malaysia, wo die Malaien und daher Moslems per Gesetz bevorzugt werden, legte Lee von Beginn an Wert auf Rassengleichheit, Religionsfreiheit und Integration. Ohne Integration von Ausländern wäre Singapur nicht Singapur. Hier leben etwa 5,5 Millionen Menschen, von denen nur etwa 3,3 Millionen Singapurer sind. Selbst davon sind viele über die letzten Jahre zugewandert und eingebürgert worden. Auch ich habe meine Einbürgerungspapiere im Schreibtisch.

Singapur hat ein ähnliches Problem wie Japan oder Deutschland, die drohen als „Land der alten Säcke“ in die Geschichtsbücher einzugehen. Ohne Zuwanderung wäre die Zukunft von Singapur nicht gesichert. Daher sind – dank Lee – Politik, Wirtschaft und auch Kultur darauf eingestellt. Auch wir arbeiten täglich mit Menschen anderer Rassen und Religionen zusammen. Unsere Freunde sind Moslems, Buddhisten, Hindi, Sikh, Christen und andere. Ich fände es total rüde meinen Freunden gegenüber, religionsfeindliche Karikaturen oder Parolen zu verbreiten. Die Strafen dafür sind hart.

Eine unserer Mitarbeiterinnen ist Moslem und trägt daher ein Kopftuch. Sie ist intelligent, macht einen tollen Job und spricht Sprachen, die ich nicht spreche. Sie ergänzt unser Team in sehr angenehmer Weise. Nur das zählt. Wir waren zu ihrer Hochzeit eingeladen, einer sehr lebendigen, bunten und fröhlichen Veranstaltung, die ich vielen langweiligen chinesischen oder westlichen Feiern jederzeit vorziehe.

Meines Erachtens ist Singapur eins der wenigen Länder dieser Welt, in dem fast alle Einwohner am Nationalfeiertag am 9. August die immer ausverkauften öffentlichen Feierlichkeiten besuchen oder zumindest am Fernseher verfolgen. Es ist sicher auch bemerkenswert, dass viele unserer Nachbarn vor dem Fernseher beim Abspielen der Nationalhymne im eigenen Wohnzimmer aufstehen und mit der Hand auf dem Herzen mitsingen.

Als Lee Kuan Yew im März 2015 auf seinen letzten Weg geschickt wurde, fanden einige Millionen die Zeit und die Motivation, dem Vater Singapurs Dank zu sagen. Auch zur Überraschung der Organisatoren riss der Besucherstrom an seinem Sarg im Parlamentsgebäude nie ab. Viele warteten mehr als acht Stunden rund um die Uhr, um sich unter Tränen zu verabschieden. Während ich das schreibe, habe ich wieder einen Kloß im Hals, wie so oft in diesem Jahr.

Zu Besuch in Paris

Schon in der Stadt ist es eine echte Herausforderung, ein Geschäft zu erledigen. Etwa wie zu Ostern versuchst Du die irgendwo versteckte Toilette zu finden. Der Vergleich mit Ostern hinkt ein bißchen. Während ein vergessenes Ei erst vier Wochen nach Ostern richtig stinkt, riecht man einen verpassten Toilettenbesuch sofort.

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Im Land der Hakka

Zu Besuch bei den Hakka

Als die Hakka in der gebirgigen südwestlichen Provinz Fujian in China siedelten, entwickelten sie einzigartige architektonische Gebäude, die Tulou (土樓) genannt werden, was wörtlich übersetzt Lehmbauten bedeutet.

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Thai Michelangelos

Thailand ist ein Königreich mit mehr als sechzig Millionen Einwohnern und einer Fläche von anderthalbmal Deutschland. Das Land des Lächelns ist nicht teuer und liegt in Autoentfernung von Singapur. Als uns unser Kunde DB Schenker nach Thailand bittet, um dort einen Tag mit dem asiatischen Managementteam zu arbeiten, sagen wir natürlich nicht nein und planen wie immer etwas Zeit für Kurzurlaub ein.   

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Laotisch

Beim Eintreffen auf dem internationalen Flughafen von Vientiane, der Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublic Laos, einem der vier letzten sozialistischen Staaten mit etwa sechs Millionen Einwohnern und einem Bruttosozialprodukt von weniger als dem Gewinn von VW, sehen wir wieder einmal, wie gut kleine Flughäfen funktionieren. Nur ein kurzer Weg vom Flieger zur Passkontrolle, Visa on Arrival ist zu schnell, um es beschreiben zu können und Gepäckausgabe geht ebenfalls sehr rasch.

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PISA

PISA-Ergebnisse – keine Überraschung

Nachdem ich mich vor vielen Jahren schon einmal mit PISA beschäftigt hatte, wurde ich vor ein paar Tagen wieder damit konfrontiert. Dabei musste und muss ich feststellen, dass es einen sehr engen Zusammenhang zwischen der Arbeitsweise und insbesondere der Art und Weise der Ausbildung in verschiedenen Regionen der Welt und deren Bewertung in PISA zu […]

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Warten in Pudong

Gerade eben bin ich wieder einmal in Shanghai-Pudong gelandet, um nach einer Autofahrt von 2-3 Stunden in meinem Hotel in Wuxi fuer eine Woche abzusteigen. Darauf freue ich mich schon. Das Hotel gehoert zur Kategorie Da-kann-man-es-eine-Weile-aushalten. Meine Wohnung ist vom Typ Badezimmer mit Schlafgelegenheit. Kein Witz, das marmorne Bad ist gigantisch gross, hat eine Badewanne, […]

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Frauen aus Stahl

Wieder befinden wir uns inmitten einer guten Sammlung von Tsingtao-Flaschen in einem abgetrennten Raum unseres Lieblingsrestaurants im Stadtteil Bao Shan, dem Schatzhügel von Shanghai. Bao Shan ist der Sitz des größten Stahlwerkes von China, Bao Steel. Seit mehreren Monaten pendle ich jede zweite Woche oder so nach Shanghai, um dem Stahlkocher zu besserem Stahl zu […]

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Auf dem Dach der Welt

Nach der Ankunft in Lhasa am Abend und einer Nacht ohne Schlaf auf etwa 3650 Metern machen wir uns auf zum Potala-Palast. Unser Körper ist aufgrund des Sauerstoffmangels unglaublich schlapp. Die Nacht haben wir mit Knabbereien und viel Wasser bei Kopfschmerz und Übelkeit verbracht.

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China erlebt – damals und heute

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal im Auftrag von Bosch Siemens nach Chuzhou reisen “durfte”, war China in meiner Vorstellung noch das rückständige Land, wo es mehr Fahrräder als Autos gibt. Und die Wirklichkeit hat diese Vorstellung widergespiegelt – zumindest in Chuzhou und zumindest zu jener Zeit.

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Seven Days in Tibet

Together with our friends Frank and Mila and a mixed group from Singapore and Indonesia Amy and I spent our „vacation” in Tibet from 27 May to 02 June 2009. A great experience that we probably only make once. Why this adventure? For a long time the “Roof of the World” was one of my dream destinations. Unfortunately, I did not know that this would be less a vacation, but rather an adventure with some quite tough encounters.

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Jahr des Ochsen – Jahr des Büffels

Wie der Zodiak-Kalender sagt, sind die Ochsen-Geborenen (1961, 1973, 1985, 1997, 2009, 2021) intelligente und hart-arbeitende, ehrliche und verlässliche Zeitgenossen, die sich selten in den Vordergrund drängen, sondern eher im Hintergrund wirken. Sie brauchen kein Lob, sondern bekommen ihre Anerkennung durch ihre sehr geschätzte, harte Arbeit. Sie sind auch bekannt dafür, dass sie ihre Talente verbergen, um nicht im Rampenlicht stehen zu müssen…

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Zu Gast in Myanmar

Über der Tür im Toyota-Taxi gibt es den üblichen Handgriff, den Du eigentlich nur benutzt, wenn Du mit einem Überschlag des Wagens rechnest. Dieser Handgriff ist sonst absolut unauffällig, weil er quasi im Himmel des Wagens versinkt. Heute allerdings sticht er ins Auge. Er ist behäkelt. Das heißt, er besitzt einen gehäkelten Überzug. Auch der Taxifahrer sitzt auf einem feinen gehäkelten Sitzbezug. Die Kopfstützen sind ebenfalls in Gehäkeltes gekleidet.

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Wieder in Wuxi

Wieder einmal hatte ich das Vergnügen, mit einer deutschen Firma in Wuxi eine Woche zu arbeiten. Diese Woche war etwas regnerisch. Bei schlechtem Wetter sieht man viele bunte Schirme auf der Straße. Einige dieser Schirme sind relativ groß und laufen nach einer Seite spitz zu. Außerdem bemerkt man beim genaueren Hinsehen, dass sich diese Schirme […]

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Von der Dritten Welt zur Nummer Eins

Kurz nach der Unabhängigkeit von den Briten vereinigten sich Malaya, North Borneo, Sarawak and Singapur zur Föderation Malaysia („si“ steht für Singapur). Als Singapur aus Malaysia im Jahr 1965 quasi über Nacht entlassen wurde, hatte Singapur praktisch nichts, außer ein paar Inseln mit ein paar Plantagen und Fischerdörfern.

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Lo Hei zum Chinesischen Neujahr 2023

Lo Hei ins Jahr des Kaninchens

Mit Lo Hei ist die jährlich in Singapur und Malaysia stattfindende Zeremonie zur Begrüßung des Neuen Jahres, des Chinesischen Neujahrs gemeint. Das neue Jahr beginnt am 22. Januar 2023. In der Woche vor dem Chinesischen Neujahr finden allerlei Feierlichkeiten dazu statt. Lo Hei kommt aus dem Kantonesischen und heißt im Deutschen so etwas wie “Hochwerfen” […]

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Bei Interesse, schick einfach eine Mail an uk@uk-online.de. Danke. UK

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