Vor einiger Zeit hatte ich Anlauf genommen, mein Chinesisch aufzubessern. Dazu hatte ich eine Peking-Chinesin in Singapur nach Hause kommen lassen. Mit ihr hatte ich gute Fortschritte erzielt, da sie kein Englisch verstand. Obwohl ich der Meinung war, dass meine junge Chinesin einen guten Job gemacht hatte, wurde sie von Amy ausgetauscht. Sie sei zu hübsch gewesen. Das stimmt. Allerdings korreliert für mich die Attraktivität einer Sprache und damit der Lernerfolg mit der Attraktivität der Lehrerin.   

Der nächste von Amy bestellte Chinesisch-Lehrer hatte das Gewicht eines jungen Pottwals, roch immer nach irgendwelchen Speisen von vorgestern und hatte die Füße von Yeti. Die Sache mit den Füßen wurde offensichtlich, als seine vor der Tür abgestellten Schlappen in Schlauchbootgröße neben Amys Schuhen standen. Diese sahen sehr verlassen aus. Es dauerte etwa drei Lerneinheiten, bis ich die Sache beenden musste, da Bud Spencer beim Chinesisch pauken immer näher rückte, so dass wir bei der letzten Lektion quasi auf  Tuchfühlung saßen. Noch eine Sitzung und er hätte auf meinem Schoss eingeparkt.

Die Chinesische Sprache ist nicht schwierig. Allerdings ist das Konzept ganz anders, als bei den europäischen Sprachen. Es gibt keine Buchstaben. Es gibt Zeichen, die Worte darstellen. Eine Hauptaufgabe der Chinesen besteht im Erlernen von tausenden von Worten sowie deren Schreibweise und deren Aussprache. Dieses Lernen stoppt eigentlich nie. Nach der Unterstufe hat der Chinese mehr als 2000 Worte drauf. Mehr als 3000 werden zum Lesen einer Tageszeitung benötigt. Hochgebildete Chinesen beherrschen gegen 6000 Worte.

Chinesisch ist eine schöne Sprache. Besonders beim Betrachten der Worte in traditioneller Schreibweise erfährst Du einiges über die Kultur. Nehmen wir das Wort „Hören“, das im Chinesischen „Ting“ ausgesprochen und auf einen hohen Ton gelegt wird. Ting (聽) besteht aus einem großen Ohr, einem kleinen König, einem Herzen und aus zehn Augen.

Ein Herz steht für ‚ernsthaft, aufrichtig‘. Zehn Augen stehen für ‚ungeteilte Aufmerksamkeit‘. Dieses chinesische Wort übersetzt meint daher so etwas wie „Betrachte den Sprecher als König, benutze Deine Ohren und hör ernsthaft und mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu.“

Das ist das genaue Gegenteil von Zuhören und gleichzeitig am Mobiltelefon zu spielen.

Auch heute täten wir manchmal gut, uns dieser 3000 Jahre alten Weisheit zu erinnern.

Ting - Traditional Chinese for "Listen"
Ting – Traditionalles Chinesisch for „Hören“

Außerdem solltest Du die Kultur verstehen, bevor Du die Sprache benutzt. Vor Jahren hat eine amerikanische Fast-Food-Kette ihre Produkte in China mit dem Slogan beworben „Wir machen die besten Grillhähnchen.“ Die Chinesen haben den Laden gemieden. Wer geht schon in ein Restaurant mit der sinngemäßen Werbung „Wir bieten die beste Prostitution“.

Chinesisch ist eine interessante Sprache, die über Jahrtausende gewachsen ist. Viele Worte entstehen aus anderen Worten. So zum Beispiel ist das Wort für Holz 木. Zwei Hölzer ergeben das Wort für Baum 林. Drei Hölzer stehen für Wald 森.

Nicht immer ist der Zusammenhang so logisch. Beispielsweise steht 車 für ein Auto. Nimmst Du drei Autos zusammen, bekommst Du nicht etwa einen Parkplatz, sondern das Wort für lautes Geräusch, Rumpeln 轟.

Chinesisch beinhaltet sehr viele weitere Lebensweisheiten. Während das Wort für Mann 男 ein Reisfeld darstellt, auf dem jemand mit Muskelkraft arbeitet, ist das moderne Wort für Frau 女 eine Person, die einen großen Schritt macht, sozusagen auf großem Fuß lebt. Eben Emanzipation nach Alice Schwarzer. Verhaltensregeln sind ebenso sprachimmanent. Aus drei Frauen wird das Wort für Ehebruch 姦.

Im Chinesischen ist die Aussprache der Schlüssel zum Verständnis. Im Mandarin werden vier Tonlagen unterschieden. Setzt Du den Ton falsch, bekommt das gleiche Wort eine vollständig andere Bedeutung. Eine meiner Lieblingsspeisen sind gefüllte Teigtaschen, die im Chinesischen etwa „Ziau Ze“ genannt werden. Wenn ich meine Teigtaschen bestelle und nicht auf meine Aussprache achte, bekomme ich oft ein Lächeln zurück, das auch schon mal nach dem Verschwinden des Kellners in der Küche in ein herzhaftes Lachen umschlägt. Ich wollte eben Zehen zum Abendessen bestellen.


In einer Behörde in Singapur

Jedermann hat schon einmal das zweifelhafte Vergnügen gehabt, einen bürokratischen Ablauf in einer Regierungsbehörde zu „genießen“, sei es beim Beantragen eines Führerscheines oder bei der sinnlosen, jährlichen Tortur durch den Steuer-Dschungel. Wenn man betrachtet, wie lange derartige Prozesse dauern und wie viele Schritte zu durchlaufen sind, kann man leicht zu der Ansicht kommen, dass dahinter […]

Print Friendly, PDF & Email

Seven Days in Tibet

Together with our friends Frank and Mila and a mixed group from Singapore and Indonesia Amy and I spent our „vacation“ in Tibet from 27 May to 02 June 2009. A great experience that we probably only make once. Why this adventure? For a long time the „Roof of the World“ was one of my dream destinations. Unfortunately, I did not know that this would be less a vacation, but rather an adventure with some quite tough encounters.

Print Friendly, PDF & Email
Sichuan Cuisine

Asiatische Küche – Sichuan Cuisine

Und ich dachte tatsächlich, ich kenne mich mit asiatischen Speisen aus. Falsch gedacht. Sichuan Cuisine offenbart wieder einmal etwas Neues. Ein Geschäftsfreund hatte uns für diese Woche zum Abendessen eingeladen. Und da wir bei ihm noch etwas gut hatten, ließ er sich auch nicht lumpen. Er hatte mich gefragt, ob wir Sichuan mögen. Sichuan Cuisine […]

Print Friendly, PDF & Email

Können wir Covid besiegen?

Die Geschichte der Menschheit ist maßgeblich durch das Auftreten von tödlichen Viren und Bakterien beeinflusst. Die Azteken sind höchstwahrscheinlich deshalb ausgestorben. Das Byzantinische Reich wurde stark ausgedünnt. Die Erreger verseuchen immer die Kulturen, die dichtgedrängt zusammenleben und wenig Abwehrkräfte besitzen, also nicht geimpft sind.

Print Friendly, PDF & Email

Im Süden Chinas

Wie schon so oft hat uns ein Kunde nach China eingeladen. In diesem Fall wurden wir durch eine Restaurant-Kette aus Singapur nach Fujian im Süden Chinas geflogen, um denen bei der Weiterbildung der Restaurantmanager zu helfen. Mit unserer Stärke im Kochen und Backen sind wir förmlich dazu prädestiniert. Die Restaurantkette hat einen Michelin-Stern, ist also […]

Print Friendly, PDF & Email

Pisa Life

Letztes Wochenende waren wir bei “alten” Freunden zum Abendessen eingeladen. Wir gehen da eigentlich sehr gerne hin, da sowohl Nidhi, als auch Shireesh unheimlich nett und gastfreundlich sind. Allerdings gehören beide zum militanten Flügel der Vegetarier. Sie kommen aus Nordindien – irgendwo in der Nähe von Delhi. Genau kenne ich die Definition dieser Art Vegetarier […]

Print Friendly, PDF & Email
Zurück in Malaysia

Zurück in Malaysia

Im Januar 2020 ging unsere letzte „Dienstreise“ nach Malaysia. Das war sozusagen fünf Minuten vor Covid und brachte uns die erste Bekanntschaft mit dem Virus. Das war nicht weiter verwunderlich, da ein paar Tage vor dem chinesischen Neujahr die Straßen und Geschäfte vollgestopft waren mit Menschen, die noch die letzten Einkäufe vor den Feiertagen erledigen […]

Print Friendly, PDF & Email

Bier aus China

Heute trinken wir und unsere Schwiegersöhne sehr gerne Tsingtao. Tsingtao ist von deutschen Einwanderern zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Osten von China gegründet worden und heißt so viel wie grüne Insel. Die ersten Direktoren und Braumeister waren vor hundert Jahren durchweg Deutsche, die nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut haben. Das chinesische Bier stand damals und steht auch heute noch international ganz gut da. Weil die Chinesen nicht die großen Biertrinker sind, wurde schon kurz nach der Gründung auf Export orientiert. Als Ergebnis kann ich in Singapur viele unterschiedliche Tsingtao-Biere kaufen. Wahrscheinlich gibt es das Tsingtao auch in Europa…

Print Friendly, PDF & Email

Duftender Hafen

Am Duftenden Hafen stehend und die Boote und Schiffe beobachtend muss ich feststellen, dass da eigentlich nichts duftet. „Hong Kong“ steht für „Duftender Hafen“, hat aber in den letzten 160 Jahren, seit Tai Pan die Hauptinsel betreten und entwickelt hat, etwas von seinem Duft verloren. Noch ist Hong Kong das Finanzzentrum Asiens, das langsam aber […]

Print Friendly, PDF & Email

Auf dem Dach der Welt

Nach der Ankunft in Lhasa am Abend und einer Nacht ohne Schlaf auf etwa 3650 Metern machen wir uns auf zum Potala-Palast. Unser Körper ist aufgrund des Sauerstoffmangels unglaublich schlapp. Die Nacht haben wir mit Knabbereien und viel Wasser bei Kopfschmerz und Übelkeit verbracht.

Print Friendly, PDF & Email
Print Friendly, PDF & Email

Bei Interesse, schick einfach eine Mail an uk@uk-online.de. Danke. UK

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert