Bildung in Singapur

Bildung in Singapur

Es sollte mich zumindest zum Staunen bringen, wenn meine Kinder zu einem Weihnachtsurlaub überredet werden müssen und mit schulischen Verpflichtungen dagegen argumentieren. Es sollte mich nachdenklich stimmen, wenn meine Tochter auch über Weihnachten und Neujahr dreimal wöchentlich einen Tutor nach Hause kommen lässt, um mit ihm Wissenschaften – eine Sammlung von Physik, Chemie und Biologie – sowie Mathematik und Chinesisch zu bearbeiten. In meiner Schulzeit hätte diese Art Sonderbehandlung für mich bedeutet, dass ich ein lausiger Schüler wäre und “Nachhilfe” benötige. Wenn ein guter Schüler über die Feiertage die Schulbücher angefasst hatte, wurde er unweigerlich zum Streber abgestempelt. Nicht so in Singapur!!! 

Da sind Schule, eine hohe Qualität bei der Ausbildung sowie ein sehr guter Schulabschluss die wichtigsten Ziele für alle Eltern. Diese Einstellung erzeugt einen irrsinnigen Wettbewerb rund um die Ausbildung für Kinder. Das Alter von Schulanfängern ist – wie auch in Deutschland – um die sechs Jahre. Allerdings werden viele Kinder vor dem Besuch der ersten Schulklasse – normalerweise nach Erreichen des Alters von drei Jahren – in unterschiedlichen Formen von Kindergärten und Vorschulen auf die Schule “vorbereitet”. Gute Schüler werden bereits mit sehr fortgeschrittenen Englisch- und Chinesisch-Kenntnissen eingeschult. Sie können ganz gut Schreiben und Lesen – in beiden Sprachen. Wenn Kinder aufgrund mangelnder finanzieller Mittel diese Vorzüge nicht genießen können, haben sie schon in der ersten Klasse einen Nachteil, der sich auch später sehr schwer wettmachen lässt. Daher geben Eltern oft „das letzte Hemd”, um ihrem Sprössling diese Möglichkeit zu schaffen. Sie haben dabei das langfristige Ziel vor Augen, von einem wohlgebildeten Kind in einem gutbezahlten Job später ordentlich versorgt werden zu können, da es eine staatliche Rente nicht gibt. Der Tutor in Singapur ist daher nicht der Nachhilfelehrer, sondern eher eine Art Vorbereitungslehrer, der den bevorstehenden Stoff behandelt und leichtes Erfassen sowie gute Noten in der Schule absichern hilft.

Unterstufe und insbesondere Oberstufe sind so angelegt, dass sogenannte Talente gefördert werden, um sie so schnell wie möglich zur Universität zu bringen. Singapurer mit zwölf Jahren Schule – d. h Unter- und Oberstufe in zehn Jahren und Junior College in zwei Jahren – sind im Vorteil bei der Vergabe der Studienplätze. Singapurer mit dreizehn oder vierzehn Jahren Schule sind dagegen klar im Nachteil. Außerdem fühlen sich Eltern nicht so gut, wenn sie Bekannten beichten müssen, dass Sohn oder Tochter ein oder zwei Jahre länger benötigen, um zur Unireife zu gelangen. Ganz beschämend ist es, wenn es das eigene Kind nicht bis zur Universität schafft. Während man in Deutschland auch ohne Uni eine gute Ausbildung und auch reichlich Berufschancen hat, ist dieser Bildungsweg in Singapur eher unangenehm.

Mit diesem Wissen sowie dem entsprechenden Druck der Eltern und der Umwelt ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler in Singapur „gerne” auf Urlaub und Freizeit verzichten. Das Ergebnis sind oftmals erstklassig ausgebildete Studenten, die an jeder Universität der Welt gerne genommen werden und dort auch mit Bestnoten abschließen, die allerdings noch nie eine Disko besucht und auch sonst einiges im Leben „verpasst” zu haben scheinen.

Der tiefere Grund für diese etwas andere Herangehensweise an die Bildung liegt wohl in der jüngeren Geschichte von Singapur. In etwas mehr als vierzig Jahren haben die Insulaner nach erfolgreich abgeschüttelter britischer Kolonialherrschaft den Sprung von einem Dritte-Welt-Land mit mickrigen Lebensstandards und ohne Wirtschaftskraft in die erste Welt geschafft mit einem dem deutschen vergleichbaren Existenzniveau.

Die von vielen Deutschen verwünschte Globalisierung, die scheinbar unsere Arbeitsplätze kostet und unseren Lebensstandard verringert, ist das Prinzip, auf dem Singapur in vierzig Jahren aufgebaut wurde. Da die Insel weder Bodenschätze noch sonstige nennenswerte Ressourcen aufweisen kann – sogar Wasser und Sand werden aus Nachbarstaaten importiert – ist der wichtigste Exportartikel dieses kleinen Inselstaates menschliche Intelligenz und darauf aufbauende Industrie und Dienstleistungen. Daher weiß jeder Singapurer um die eminente Bedeutung von Bildung und richtet verständlicherweise sein Leben danach aus.

Für diesen kleinen Inselstaat hat das für einen Deutschen wie mich anfangs sehr befremdliche System das Überleben gesichert und wird auch in Zukunft ein entscheidender Wettbewerbsfaktor bleiben.

New York

Kulturelle Unterschiede

Für eine amerikanische Firma zu arbeiten ist oftmals eine gute Sache. Ein Vorteil ist, dass Du dabei zwangsläufig Gelegenheit bekommst, Dich kulturell weiterzubilden. Beim Eintreffen am Hauptfirmensitz in Stamford im…

In der Haut

Auf meinem Weg nach Singapur kam mir am Frankfurter Flughafen sitzend wieder meine Aufgabe in den Sinn. Da der „normale Mensch“ heutzutage eher nichts zu essen als keine Verbindung zur Außenwelt hat, nahm ich mein Telefon und klimperte einen Terminwunsch auf die Website unseres Krankenhauses gleich um die Ecke in Singapur. Etwa zwei Minuten nach dem Absenden der Anmeldung klingelte mein Telefon.

Wissenschaftliche Studien

Vor einer halben Stunde steige ich wohlgemutes nach einer gelungenen Präsentation bei unserem Lieblingskunden in die MRT ein, Singapores U-Bahn. Wie immer stehe ich nahe der Tür. Wie immer schaue ich mich um mit einem geübten Blick, um etwaige Bekannte auszumachen wie etwa Ronaldo, Juri Gagarin oder einfach unseren Premierminister. Niemand zu sehen.

Zu Gast in Myanmar

Über der Tür im Toyota-Taxi gibt es den üblichen Handgriff, den Du eigentlich nur benutzt, wenn Du mit einem Überschlag des Wagens rechnest. Dieser Handgriff ist sonst absolut unauffällig, weil er quasi im Himmel des Wagens versinkt. Heute allerdings sticht er ins Auge. Er ist behäkelt. Das heißt, er besitzt einen gehäkelten Überzug. Auch der Taxifahrer sitzt auf einem feinen gehäkelten Sitzbezug. Die Kopfstützen sind ebenfalls in Gehäkeltes gekleidet.

Laotisch

Beim Eintreffen auf dem internationalen Flughafen von Vientiane, der Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublic Laos, einem der vier letzten sozialistischen Staaten mit etwa sechs Millionen Einwohnern und einem Bruttosozialprodukt von weniger als dem Gewinn von VW, sehen wir wieder einmal, wie gut kleine Flughäfen funktionieren. Nur ein kurzer Weg vom Flieger zur Passkontrolle, Visa on Arrival ist zu schnell, um es beschreiben zu können und Gepäckausgabe geht ebenfalls sehr rasch.

Jahr des Ochsen – Jahr des Büffels

Wie der Zodiak-Kalender sagt, sind die Ochsen-Geborenen (1961, 1973, 1985, 1997, 2009, 2021) intelligente und hart-arbeitende, ehrliche und verlässliche Zeitgenossen, die sich selten in den Vordergrund drängen, sondern eher im Hintergrund wirken. Sie brauchen kein Lob, sondern bekommen ihre Anerkennung durch ihre sehr geschätzte, harte Arbeit. Sie sind auch bekannt dafür, dass sie ihre Talente verbergen, um nicht im Rampenlicht stehen zu müssen…

Frauen aus Stahl

Wieder befinden wir uns inmitten einer guten Sammlung von Tsingtao-Flaschen in einem abgetrennten Raum unseres Lieblingsrestaurants im Stadtteil Bao Shan, dem Schatzhügel von Shanghai.

Kampf gegen den großen gelben Drachen

Mit einem langfristigen Ansatz versucht Peking seit vielen Jahrzehnten, die Auswirkungen der jährlichen Sandstürme aus der Wüste Gobi zu minimieren.

Deutschland neu erlebt

Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir uns im August 2021 wieder einmal auf den Weg nach Deutschland gemacht. Diese Reise war etwas geprägt von der gegenwärtigen pandemischen Lage in der Welt. So war die Reisevorbereitung etwas komplizierter als zuvor.

Lo Hei zum Chinesischen Neujahr 2023

Lo Hei ins Jahr des Kaninchens

Mit Lo Hei ist die jährlich in Singapur und Malaysia stattfindende Zeremonie zur Begrüßung des Neuen Jahres, des Chinesischen Neujahrs gemeint. Das neue Jahr beginnt am 22. Januar 2023. In…

Another Marathon

At the Start around 05:00h, I am really in a good shape like everyone else – hyper-optimistic and full of zest for action, for my next marathon. Let’s go.
The first kilometres pass by easily, since there is a good portion of pride. Not everyone runs a marathon. The fact that I am in my fifties adds to that pride.

Klassentreffen

Es beginnt eigentlich schon damit, dass Du am Flughafen an eine andere Tür des Abfluggebäudes gefahren wirst. Du steigst nicht an der Stelle aus dem Taxi, an der sich die…

Shanghai - Chinas wichtigstes Zentrum von Innovation, Moderne und Futurismus

China: Eine ausgleichende Macht im globalen Handelskrieg

Im anhaltenden globalen Handelskrieg hat sich China als stabilisierende Kraft erwiesen, die der oft eigennützigen Politik der Vereinigten Staaten entgegenwirkt.

PSLE in Singapur

Nur ein Anlass ist in Singapur wichtiger als der Nationalfeiertag. Das ist das sogenannte PSLE. PSLE heißt die nationale Primary School Leaving Examination und bedeutet Unterstufen-Abschlussexamen. In dieser Woche – in Singapur beginnt das Schuljahr im Januar – ist es soweit. Die Sechstklässler haben ihre Examina.

Nichts ist unmöglich

“Uwe, what is your career vision?” war Steves erste Frage während meines Jobinterviews vor vielen Jahren. Was im Englischen ganz normal klingt, war bis dahin in meinem Sprachgebrauch nicht belegt. Sicher ist das ein kultureller Unterschied.

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