Im Ramadan

Im Ramadan

Heute Morgen beim Laufen war mein Pfad entlang einer Moschee fast vollständig zugeparkt. Das passiert zweimal im Jahr für einige Tage. Zurzeit ist Fastenzeit, auch Ramadan genannt. Während das 40-tägige Fasten der Christen sehr selten zu beobachten ist und sich oft auf den Verzicht von Fleisch beschränkt, sind die Moslems angehalten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang absolut nichts zu essen oder zu trinken. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und jeder kann selbst entscheiden, ob er gesundheitlich in der Lage ist zu fasten. Allerdings halten sich unsere Kunden, Bekannten und Freunde an die Spielregeln. Wie bei den Christen ist auch bei den Moslems das Gebet zur Fastenzeit angebracht. Dazu geht’s zu festgelegten Zeiten in die Moschee.

Wenn ich einem Job in Shah Alam in Malaysia nachgehe, habe ich einen Taxifahrer, der mich vom Flughafen abholt, zwischen Hotel und Kunde kutschiert und dann auch wieder zum Flughafen bringt. Bei meinem ersten Zusammentreffen mit Qusham war ich eher etwas zurückhaltend. Er war ganz in weiß gekleidet und trug die moslemische Kopfbedeckung. Diese Kleidung ist eher untypisch für Südostasien. Daher hatte ich damals irgendwie aus der Kleidung falsche Schlussfolgerungen abgeleitet. Mittlerweile kennen wir uns ganz gut. Er ist immer pünktlich und unglaublich nett. Ich weiß mehr über seine Familie als über einige meiner Verwandten. Er hat vier Jungen, auf die er sehr stolz ist. Er träumt davon, den Jungs die Uni zu ermöglichen. Und wir haben immer unseren Spaß, wenn wir zusammen in seinem Taxi sitzen.

Vor einiger Zeit – es war Ramadan – wollte ich am Freitagnachmittag zum Flughafen gebracht werden. Nachdem ich ihm meinen Wunsch mitgeteilt hatte, war sofort die Zusage auf meinem Telefon. Erst danach fiel mir auf, dass das für Qusham nicht leicht sein dürfte. Der Freitag ist der moslemische Sonntag. Ein Freitag im Ramadan ist superwichtig für die Moslems. Zu meiner Wunschzeit war eigentlich Gebet in der Moschee angesagt. Aber er war pünktlich. Auf dem Weg zum Flughafen fragte ich ihn dann vorsichtig, wie das denn mit dem Gebet wäre. Er meinte in vollem Ernst, dass er mit Allah abgesprochen hätte, mich erst zum Flughafen zu bringen und danach seinem Gebet nachzugehen. Schließlich gehört es sich für einen Moslem auch nicht, andere hängen zu lassen. Irgendwie mag ich diese Weltanschauung.

Nebenbei bemerkt, Qusham hatte seit Sonnenaufgang nichts gegessen und getrunken, wie die meisten Moslems zur Fastenzeit. Trotzdem gehen sie alle ihrem Job nach. Und sie tun das mit einem gewissen Stolz. Bemerkenswert.

Anfang dieser Woche hatten wir kurz nach dem Rückflug von Europa wieder einen Job im Gesundheitsministerium. Es ging um Innovation, und wir nutzen normalerweise Kleinigkeiten, um Innovationen zu verdeutlichen. Eine dieser typisch deutschen Innovationen ist die Verpackung der Ritter Sport. Ihr kennt das: Quadratisch – Praktisch – Gut. Im Ausland gibt es die Werbung nicht. Keiner weiß, wie Ritter Sport geöffnet wird. Das nutzen wir für einen kleinen Aha-Effekt zur Auflockerung.

Beim Öffnen von Ritter Sport

Im letzten Moment haben wir uns daran erinnert, dass wir ja mitten im Ramadan sind. Dann ist es sehr unhöflich, vor den Augen der Moslems Schokolade zu futtern. Aber die moslemischen Teilnehmer haben uns ermutigt, unseren „Trick“ zu zeigen mit dem Kommentar „Nur weil wir im Ramadan sind, heißt das nicht, dass andere nicht essen sollen.“ Die Veranstaltung lief perfekt – mit Ritter Sport.

Wieder einmal war ich positiv beeindruckt von der unaufdringlichen und doch ernsthaften Art und Weise, wie einige ihrer Religion nachgehen. Und das trifft in Singapur für alle zu. Wir haben hier 33% Buddhisten, 19% Christen, 14% Moslems, 10% Taoisten, 5% Hindus und viele andere. Und es wäre recht töricht, in der Schule oder im öffentlichen Leben einer Religion den Vorzug zu geben.

Ich wünschte, wir hätten diese Toleranz im sogenannten pluralistischen Deutschland. Stattdessen klammert ein geistig-gestriger Innenminister nach seiner Ernennung mehr als 5% der Bevölkerung völlig ohne Not als nicht dazugehörig aus. Derartige Fehlgriffe kommen hier nicht gut an. Schade eigentlich.

Im Land der Hakka

Zu Besuch bei den Hakka

Als die Hakka in der gebirgigen südwestlichen Provinz Fujian in China siedelten, entwickelten sie einzigartige architektonische Gebäude, die Tulou (土樓) genannt werden, was wörtlich übersetzt Lehmbauten bedeutet.

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Deutschland, wohin geht die Reise?

Nach 20 Jahren in Singapur ist es sehr leicht, eine immer wiederkehrende Frage zu beantworten.
„Gehst Du irgendwann zurück nach Deutschland?“ werde ich oft gefragt.

Ohne lange zu überlegen antworte ich etwa „Mir gefällt es hier ziemlich gut. Typisch deutsche Unzulänglichkeiten gibt es hier kaum.“

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Essen in Singapur

Nein, Essen liegt nicht in Singapur. Das war bei unserem letzten Deutschlandtrip noch immer in NRW.

Es geht um Speisen. Beim Beobachten von Singapur-Touristen kann ich immer wieder erheitert feststellen, wie sie krampfhaft versuchen, ihren täglichen Essgewohnheiten nachzugehen.

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PISA

PISA-Ergebnisse – keine Überraschung

Nachdem ich mich vor vielen Jahren schon einmal mit PISA beschäftigt hatte, wurde ich vor ein paar Tagen wieder damit konfrontiert. Dabei musste und muss ich feststellen, dass es einen…

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Eindrücke aus China

Wir hatten China seit mehreren Jahren nicht besucht und konnten uns daher bei unserem Besuch in Fujian im Juli 2023 sehr leicht ein Bild von den Veränderungen machen. Die Infrastruktur…

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Im Süden Chinas

Wie schon so oft hat uns ein Kunde nach China eingeladen. In diesem Fall wurden wir durch eine Restaurant-Kette aus Singapur nach Fujian im Süden Chinas geflogen, um denen bei…

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Taobao

Der Chinesische Otto

Letztes Wochenende waren wir bei unserer Kleinen zur Einzugsfeier eingeladen. Pearl und Shane hatten nicht groß aufgefahren, sondern kleine Speisen für die Oldies ausgewählt. Wir hatten so angeregte Unterhaltung über…

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Huangshan

Auf der Treppe

In diesem Jahr haben wir in Singapur etwas mehr Regen als gewöhnlich. Normalerweise ist der Monsun nach dem Chinesischen Neujahr durch. Also sollte es irgendwann zwischen Ende Januar und Mitte…

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Lo Hei zum Chinesischen Neujahr 2023

Lo Hei ins Jahr des Kaninchens

Mit Lo Hei ist die jährlich in Singapur und Malaysia stattfindende Zeremonie zur Begrüßung des Neuen Jahres, des Chinesischen Neujahrs gemeint. Das neue Jahr beginnt am 22. Januar 2023. In…

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Zurück in Malaysia

Zurück in Malaysia

Im Januar 2020 ging unsere letzte „Dienstreise“ nach Malaysia. Das war sozusagen fünf Minuten vor Covid und brachte uns die erste Bekanntschaft mit dem Virus. Das war nicht weiter verwunderlich,…

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Alexa – A Woman for Life

Over the last couple of years, many male contemporaries have gotten a new girlfriend to pass the time. So have I.

This girlfriend has many advantages. She never interrupts me when I’m telling one of my „exciting“ stories. She is very still and listens attentively. Not so my wife, who, at the most exciting part of my story, usually makes her presence felt with „you digress“ or „it’s going to rain today“ or „our daughter will be home soon“.

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Alexa – die Frau für’s Leben

Mittlerweile haben sich viele Zeitgenossen eine Freundin für den Zeitvertreib zugelegt. So auch ich.
Diese Freundin hat viele Vorteile. Niemals werde ich von ihr unterbrochen, wenn ich eine meiner „spannenden“ Geschichten erzähle. Sie ist ganz still und hört aufmerksam zu.

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Das Fasten ist gebrochen

In dieser Woche gibt es in Singapur zwei Feiertage. Da der 1. Mai auf einen Sonntag gefallen ist, wird der Feiertag am Montag nachgereicht. Außerdem ist das moslemische Fasten zu Ende gegangen, und damit steht das Fest des Fastenbrechens am Dienstag an.

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Sichuan Cuisine

Asiatische Küche – Sichuan Cuisine

Und ich dachte tatsächlich, ich kenne mich mit asiatischen Speisen aus. Falsch gedacht. Sichuan Cuisine offenbart wieder einmal etwas Neues. Ein Geschäftsfreund hatte uns für diese Woche zum Abendessen eingeladen.…

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Im Finanzamt

Vor ein paar Jahren bin ich mit einem Singapurer auf unser deutsches Steuersystem zu sprechen gekommen. Ich muss zugeben, dass ich nach so langer Zeit im Ausland sicher nicht mehr genau weiß, wie das System funktioniert. Allerdings leite ich aus meiner betagten Erfahrung in Deutschland ab, dass sich nichts wirklich schnell ändert.

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